Die neuen Eliten: Der Dinkelbrötchen kauende Dünkel

Author: ac7082828a

04 February 2020

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In den vergangenen Jahren ist viel über „liberale Eliten“ diskutiert worden. Doch wie groß ist diese Gruppe? Wer gehört dazu? Wie stark sind sie? Und was macht sie überhaupt zu einer Elite?

Kurz nach der Wahl Donald Trumps zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten, der Schock, der viele Menschen ergriffen hatte, war noch ganz frisch und sollte sich nie wirklich legen, begann eine Debatte, die bis heute anhält. In ihrem Zentrum steht eine Schicht, die mal als „grüne“, „liberale“ oder „kosmopolitische“ Elite oder auch als „Anywheres“ und „Weltbürger“ bezeichnet wird.

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Egal, ob die „neuen Eliten“ kritisiert, verteidigt oder erklärt wurden – zwei Dinge wurden in der Regel unterlassen: Die Fragen, warum diese Gruppen als Eliten gesehen werden, welche anderen Eliten es neben ihnen gibt und ob die Beschreibung ihrer Größe, häufig werden 20 -30 Prozent der Gesellschaft angenommen, realistisch ist, wurden kaum gestellt. Ja, meistens wurde nicht einmal thematisiert, ob es neben hehren Zielen noch andere Gründe für die Ansichten dieser Eliten geben könnte, was verwundert, denn man kann den Strauß an Ideologien, Lebensstil und Überzeugungen von Gruppen eigentlich nicht beschreiben, ohne sich Fragen nach möglichen Vorteilen, Macht und dem Ziehen von Grenzen zu anderen Gruppen zu stellen.

Ohne Zweifel ist das Zentralorgan der neuen Eliten die Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“. Woche für Woche predigen ihre Autoren neue Verbote, fordern mit protestantischem Eifer zum bescheidenen Leben auf und preisen die Freuden veganer Ernährung und des Verzichts auf das Auto. Vom Schauer der Forderung nach ökologisch korrekter Lebensweise erfüllt, können sich die Leser anschließend im Shop und im Reisebereich des Verlags erholen. Dort bietet „Die Zeit“ dann Uhren aus der eigenen Edition für weit über tausend Euro an, die wie das Modell „Zeit1“ mit „Understatement im hanseatischen Stil“ versuchen, die geneigten Käufer davon zu überzeugen, dass man mit der man ganz sicher auch auf einer der vielen angebotenen Reisen eine gute Figur macht. Ökologisch ganz unkorrekt geht es dann mit dem Flugzeug zur Safari nach Südafrika oder an Bord der Queen Mary II von Hamburg nach New York. Der Status des reisenden Weltbürgers, er darf nicht gefährdet werden, auch wenn die Reise der Reinigungskraft aus Gelsenkirchen nach Mallorca wohl nicht mehr gern gesehen wird.

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Diejenigen, die zur ersten Gruppe gehören, die so wohlhabend sind, dass sie sich wirtschaftliche Not nicht nur nicht vorstellen können, die über einen Reichtum verfügen, ein Erbe, Immobilienbesitz, gut und international angelegtes Vermögen, gehören zur Elite. Sie können es sich leisten, von einem bescheidenen Leben in einer Postwachstumsökonomie zu träumen, müssen eine deindustrialisierte Gesellschaft nicht fürchten und wissen insgeheim, dass sie mit ihrem Wissen und Vermögen jederzeit ins Ausland gehen können. Bei den beiden anderen Gruppen sieht es indes anders aus. Sie spielen das Spiel der wirklichen neuen Eliten mit, ohne dazuzugehören, und bilden so etwas wie ihre Fußtruppen. Sie tragen zu der Simulation bei, die neuen Eliten bestünden aus 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung. Mag sein, dass es in Wirklichkeit fünf sind, der Rest redet sich ein, er würde dazugehören und in der Champions-League der Klugen, Schönen und Guten mitspielen. Aber warum tun diese Menschen das?

Zum einen ist es ein zum Teil erschreckender Mangel an wirtschaftlichem und historischem Wissen. Viele haben nicht die geringste Vorstellung davon, wie das Leben in einer postindustriellen Gesellschaft ohne Wachstum aussehen würde, dabei war das über Jahrtausende der Normalzustand aller menschlichen Gesellschaften. Erst mit dem Siegeszug von Aufklärung, Naturwissenschaft und Kapitalismus setzte auch das Wirtschaftswachstum ein und beendete, was die Menschen seit dem Beginn der Sesshaftwerdung begleitete: den Mangel und den Hunger. Die weltweite Verbesserung der Lebensumstände in den vergangenen 200 Jahren ist die größte Erfolgsgeschichte seit dem Bestehen unserer Art. In wenigen Gesellschaften außerhalb des deutschsprachigen Raums ist man bereit, diesen Pfad zu verlassen. Im Gegenteil: Milliarden Menschen in Afrika, Asien und Südamerika träumen davon, ihn zu beschreiten und weiter zu verfolgen, und haben dazu jedes Recht.


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